Ich folgte Damon nach draußen in den Garten und verschränkte die Arme vor der Brust während ich mich ihm näherte.
Er telefonierte und faselte die ganze Zeit irgendwas von einer Andy. Ich verdrehte die Augen. Das war doch nicht etwa diese nervige Nachrichtentussi?!
Als er aufgelegt hatte und wie ein Idiot in den Himmel schaute, stellte ich mich mit immernoch verschränkten Armen neben ihn und sah in an.
"Fängst du jetzt gleich an den Mond anzuheulen oder was soll das hier werden Damon? Denn dann muss ich dir sagen, dass dafür eher die andere Fraktion zuständig ist."
Ein gewisser Spott in meiner Stimme war nicht zu überhören.
Dann lehnte ich mich mit dem Rücken an einen Baum, wendete den Blick aber nicht von ihm ab. Ich hasst es wenn er so war wie jetzt gerade. So melancholisch und sich suhlte in seinem Melodram.
"Das steht dir nicht besonders, weißt du? Der dramatische Damon. Ich dachte das weinerliche hättest du aufgegeben und das wäre jetzt Stefans Rolle..."
Ich hatte Stefan damals vorgezoen, weil er nicht so weich gewesen war. Im Laufe der Zeit hatten die beiden die Rollen getauscht und ich hatte Damon zusehends anziehender gefunden, auch wenn ich ihm das nie gesagt hatte. Aber seit einer Weile, schien sich das wieder zu ändern.
Ich schüttelte leicht den Kopf.
"Und außerdem... verliert man langsam den Überblick. Ich dachte du bist bis über beide Ohren verliebt in die reine, unschuldige Elena? Aber jetzt telefonierst du verzweifelt einer Andy hinterher... Es wird unübersichtlich mein lieber, wo ist der Damon hin, dessen Liebe nur einer einzigen Frau galt??"
Nämlich mir.
Ich war nicht eiferüchtig. Nur besitzergreifend. Und bei Damon hatte ich definitiv einen Erstanspruch, er hatte schon immer mir gehört und ich konnte es nicht ertragen, dass es nicht mehr so war.
Aber das hatte nichts mit Eifersucht im herkömmlichen Sinn zu tun. Jedenfalls wollte ich das gern glauben.

Natürlich spürte ich seine Feindseligkeit und die Ablehnung in seiner Stimme.
Und natürlich wunderte es mich kein bisschen, ich war ein kaltherziges Biest aber ich war nicht dumm. Ich wusste genau, dass es meine eigene Schuld war, dass er sich mir gegenüber so verhielt. Ich hätte ihn haben können. Er könnte jetzt in diesem Moment mein sein, wenn ich nicht so grausam zu ihm gewesen wäre. Schließlich hatte ich um seine Gefühle für mich genau gewusst. Aber war es das was ich wollte?
"Ich hatte Langeweile...." gab ich mit monotoner Stimme zurück.
"und hatte gehöfft du würdest mich ein bisschen unterhalten. Aber offenbar bist du nicht in der Stimmung dazu, äußerst bedauerlich!"
Ich machte zur Bekräftigung ein bedauerndes Gesicht und schnalzte 3x kurz missbilligend mit der Zunge.
Als er von Stefan sprach konnte ich nicht anders und mein Blick zuckte einmal kurz nach oben zu dem erleuchteten Fenster, hinter dem Stefan sich offenbar mit einer Frau befand. Der Gedanke Gefiel mir beinahe genauso wenig wie der von Damon und Elena, aber ich ließ es mir nicht anmerken und zuckte die Schultern.
"Ist das so? Da kann man wohl nur gratulieren was?"
Doch als er mir Eifersucht unterstellte lachte kalt auf.
"Ich weiß Damon, das war schon immer dein Wunsch.... "
Langsam bewegte ich mich einen Schritt auf ihn zu, hierlt aber inne, als er mit der Flasche warf.
"Und du wirst niemals nur dich lieben können. Du willst, dass jeder das glaubt, aber du kannst es nicht.
Inzwischen stand ich ganz dicht vor ihm und ließ zwei Finger seinen Hals hinabgleiten.
Aber ich hatte seine Wut unterschätzt, denn im nächsten Moment drückte er mich gegen den Baum und ich hatte Mühe zu atmen. Dennoch verschwand das Lächeln nicht von meinem Gesicht. Ich presste hervor:
"Dich Damon. Ich will nur dich!" Ich wusste er würde mir nicht glauben und eigentlich tat ich das selbst nicht, aber er wollte unbedingt eine Antwort und ich nahm an, dass auch nach allem was passiert war, das die Worte waren, die er hören wollte.
Aber dann riss ich mit einem Ruck mein Knie hoch und traf ihn damit unsanft an seiner empfindlichsten Stelle. Nicht so doll wie ich es gekonnt hätte, aber genug um mich zu befreien.
"Ich bin älter als du Damon, das heißt stärker, vergiss das nicht, ok?"

Ich hatte zwar aus eigener Erfahrung keine Ahnung, wie sich so ein ordentlicher Tritt in die Kronjuwelen anfühlte, aber man hörte da ja immer so einiges. Und genau diesen fiesen Schmerz, der den ganzen Körper durchzuckte, hatte ich ihm auch zufügen wollen. Denn eins konnte ich nicht leiden, wenn er versuchte mich zu unterdrücken.
Ich war älter und stärker als er, was ich normalerweise nicht gegen ihn ausspielen würde, aber wenn er diese tatsache unterschätzte, dann kriegte er das eben zu spüren.
Deshalb glitt jetzt auch ein hämisches Grinsen über mein Gesicht, als er sich so krümmte und mich als Miststück bezeichnete.
"Ach Damon, stell dich nicht so an, das vergeht doch bei dir schneller als mir lieb ist...." Denn vermutlich würde auch das bei einem Vampir schneller wieder vergehen als bei Menschen, ebenso wie andere Verletzungen.
Ich schob beide Daumen hinter meinen Gürtel und beobachtete ihn geduldig, während er die Hände im Nacken verschränkte und offenbar darüber nachdachte, was er mir als nächstes antun wollte.
Und ihm viel tatsächlich etwas ein, was mir allerdings nicht direkt körperliche Schmerzen zufügte.
Trotzdem verzog sich mein Gesicht als hätte ich Schmerzen, als er anfing mir zu erzählen, dass ich ganz schön alt geworden sei. Natürlich wusste ich, dass das völlig unmöglich war und dass er diese Karte nur ausspielte um mich zu verletzen. Dennoch hatte er meinen eitlen Nerv zielsicher getroffen.
"Oh komm schon, so tief unter die Gürtellinie willst du jetzt schießen? Das ist doch gar nicht dein Niveau..."
Und mit einem amüsierten Lächeln fügte ich hinzu:
"Aber scheinbar fällt dir sonst nichts ein, was du an mir kritisieren kannst. Wundert mich nicht, so liebeskrank wie du mir jahrzehntelang hinterhergelaufen bist."
Das war auch von mir ein Schuss unter die Gürtellinie, aber offenbar wollte er es ja genauso.
Wie sehr er aber genau das wollte, zeigte er mir schon wenige Sekunden später, als er mit meinen Haaren spielte, was mir noch erstaunlich harmlos vorkam, aber natürlich war harmlos nicht mehr seine Art. Das schien er mir ja mit allen Mitteln beweisen zu wollen.
Und so wurde ich nur einen Wimpernschlag später wieder gegen den gleichen Baum gedrückt und spürte seine Hände um meinen Hals. Im ersten Moment dachte ich noch, das würde nur wieder ein jämmerlicher Versuch werden, mir irgendwas zu brechen oder mich tatsächlich zu erwürgen und so zu zwingen, die nächsten Tage mit einem Halstuch rumzurennen, wie eine billige Stewardess. Aber dann merkte ich, was er wirklich wollte.
Und ich musste zugeben, es gefiel mir. Genau das hatte mir damals gefehlt, dass er sich einfach nahm, was er wollte, nicht immer dieses verweichlichte. Er hatte dazugelernt.
Also erwiderte ich seine immer fordernderen Küsse, und saugte an seiner Unterlippe.
Meine Hände glitten in seine Haare und ich genoss es, wie seine Finger sich unter mein Shirt schoben und meine HAut berührten.
Eine Hand in seinem Nacken drückte sein Gesicht fester gegen meins und ich ließ meine Zähne so über seine Lippen gleiten, dass sie ganz kurz davor waren, sie zu verletzen. Mein Atem wurde schwerer, denn wenn ich ehrlich war, hatte ich genau das gebraucht. Brauchte es immernoch.
"Ich dachte ich hätte mir das mit dem Sex versaut??" presste ich atemlos zwischen seinen Küssen hervor.
"Woher der plötzliche Sinneswandel??"
Dabei stellte ich das ganze aber eigentlich schon nicht mehr in Frage, sondern machte mich an seinem Gürtel zu schaffen.

Irgendwie hatte ich damit gerechnet, dass er das nicht durchziehen würde, sondern es nur darauf anlegte, mich abblitzen zu lassen. Natürlich, er wollte wenigstens eine kleine Rache, im Vergleich zu dem, was ich ihm und seinen Gefühlen angetan hatte.
Trotzdem hatte ich ganz tief in meinem Herzen vielleicht gehofft, dass es anders war und wenn auch nur deshalb, weil er mich gerade echt scharf machte.
Nun gut, dieser kleine Triumph sei ihm gegönnt.
"Soso, wenn die Hölle zufriert... Ich hab schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen Damon, also sag niemals nie.
Und lass dir nicht zu viel Zeit, irgendwann hab ich vielleicht genug von deinen treuen blauen Augen!"
Mein Blick wurde leicht herablassend, denn natürlich wollte ich auf keinen Fall wie eine Verlierein in dieser Situation dastehen. Eine Katherine Pierce gab keine Niederlage zu auch wenn ich die Vergangenheit in diesem Moment nur zu gern wieder hätte aufleben lassen.
Ich strich meine Haare zurecht, die er ziemlich durcheinander gebracht hatte und zog mein Top gerade.
"Es war mir eine Freude Sie wiederzusehen Mr. Salvatore. Ich bin sicher es war nicht das letzte Mal."
Dabei flippte ich noch einmal siegessicher die Augenbrauen und verschwand in der Nacht.